10.11., 125-jährigen Bestehens des Imker- und Obstbauvereins
Am 10. November 2024 feierte der Bienenzucht- und Obstbauverein Enzelhausen 1899 sein 125-jähriges Bestehen – ein stolzes Jubiläum, das mit einem abwechslungsreichen Programm gebührend zelebriert wurde. Der Tag begann um 10 Uhr mit einem feierlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“ in Rudelzhausen, wo Mitglieder und Gäste den Auftakt zur Jubiläumsfeier in würdiger Atmosphäre begingen.
Um 12 Uhr folgte ein gemeinsames Festessen beim Biohof Kreitmair in Notzenhausen, bei dem für die Gäste ein köstlicher Rinderbraten sowie ein vegetarisches Gericht zur Wahl standen.
Nach dem Essen begrüßte der Vorstand die Anwesenden und übergab das Wort an Dr. Michael Neumüller vom Obstzentrum, der mit einem Fachvortrag spannende Einblicke in die aktuellen Entwicklungen der Obstbau- und Bienenzuchtforschung vermittelte. Die anschließende Veranstaltung bot den Gästen vielfältige Highlights: eine Apfelverkostung, eine Ausstellung historischer Imkergerätschaften sowie eine Honigverkostung, bei der die Produkte der Vereinsmitglieder probiert werden konnten.
Abschließend wurden verdiente Vereinsmitglieder für ihre langjährige Treue geehrt, und der Tag klang in geselliger Runde aus. Die Veranstaltung war eine schöne Gelegenheit für die Mitglieder, nicht nur auf die Vereinsgeschichte zurückzublicken, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und den Austausch zu fördern.
Predigt von Pater Paul
Liebe Festgemeinde, liebe Imkerinnen und Imker, liebe Mitglieder unseres Bienenzucht- und Obstbauvereins Enzelhausen,
es ist mir eine große Freude, heute mit Ihnen dieses 125-jährige Jubiläum zu feiern. Wir sind zusammengekommen, um Danke zu sagen – für die Natur, die uns anvertraut ist, für unsere Gemeinschaft und für die Gabe, mit Bienen zu arbeiten – diesen kleinen, fleißigen Wesen, die uns so viel lehren können.
Wenn ich an die Bienen und die Imker denke, fällt mir als Erstes der Heilige Ambrosius ein, ihr Patron. Die Legende erzählt, dass ihm als Kind eine Biene Honig auf die Lippen legte, ein Zeichen für die Weisheit und Güte, die ihn später auszeichnen sollten. Diese Geschichte erinnert uns daran, dass Bienen uns nicht nur Früchte und Honig schenken, sondern auch wertvolle Botschaften für unser Leben bereithalten.
Der deutsche Dichter und Bienenliebhaber Emil Herold beschreibt das Empfinden eines Imkers auf wunderbare Weise, wenn er sagt:
„Wenn ich zu meinem Stande geh
Und tausend Bienen um mich seh
Und hör das altvertraute Summen,
Dann müssen Leid und Gram verstummen.“
Ja, genau das ist es: In der Gegenwart der Bienen, in dieser ruhigen Welt des Summens und Arbeitens, verblassen die Sorgen, die uns sonst bedrücken. Die Bienen lehren uns Gelassenheit, Ausdauer und Freude an der Gemeinschaft. In der Welt der Bienen verschwindet „der Hader dieser Welt“. Wie Herold es beschreibt: keine Energie wird für Neid oder Missgunst verschwendet. Es ist, als würde das Summen der Bienen unsere Herzen reinigen, als würden unsere Sorgen und Lasten von ihnen in die Lüfte getragen – so wie die Bienen auch den Schmutz aus ihrem Stock entfernen.
„Kehr ich vom Bienenhaus zurück,
Ist aufgehellt der trübe Blick.“
Die Bienen schenken uns Kraft, auch wenn wir vielleicht keine Worte für das Wunder finden. In ihrer Gegenwart fühlen wir uns erfrischt und gestärkt, vielleicht sogar ein wenig näher bei Gott.
Schauen wir nun auf die Biene selbst: wie sie lebt, arbeitet und den Weg weist. Bienen leben nach dem Prinzip der Gemeinschaft. Selbst eine kleine Gruppe Bienen, die abseits des Stocks ist, findet gemeinsam zurück. Die erste Biene weist den Weg, öffnet ihre Duftdrüse und zeigt ihren Schwestern den Weg. Die anderen folgen. Dieses Bild können wir auf unsere Kirchengemeinschaft übertragen: Auch wir folgen Jesus, der uns den Weg weist, ihm ehren wir als unseren König – wie die Bienen ihre Königin im Stock schützen und verehren.
In der heutigen Lesung aus dem Römerbrief ruft uns Paulus zur Gemeinschaft auf. Er spricht davon, dass wir viele Glieder an einem Leib sind und jeder seine besondere Aufgabe hat. Unsere Gaben sollen wir im Dienst aneinander einsetzen.
Die Bienen leben dieses Prinzip der Gemeinschaft auf beeindruckende Weise vor: Jede hat ihren Platz, jede ihren Dienst, und keine stellt sich über die andere. In dieser Bescheidenheit und dem Einsatz für das Wohl des Ganzen können uns die Bienen ein Beispiel sein. Der Galaterbrief ruft uns ebenfalls dazu auf, füreinander da zu sein und die Lasten anderer zu tragen, das Gesetz Christi zu erfüllen. Auch dies ist ein Bild der Gemeinschaft, das uns durch die Bienen so anschaulich wird. Sie zeigen uns, dass wir als Christen auch nur gemeinsam Frucht bringen können, wenn wir uns miteinander verbunden wissen und aufeinander Acht geben.
Wie die Biene stets den Honig sucht, lasst uns das Gute im Leben finden und bewahren. Emil Herold gibt uns eine schöne Ermahnung: „Seht auf die Biene und seid nicht Essigfliegen, sondern Honigbienen!“ Suchen wir das Gute, das Freundliche und die Freude – und schenken wir es weiter. Ein Lächeln, ein gutes Wort, ein wenig Lebensfreude – wie viel Honig können wir damit in die Welt tragen!
Die Bienen lehren uns auch Demut. Im Stock arbeiten alle für das gleiche Ziel, jede hat ihren Platz und ihre Zeit. Ohne Überheblichkeit und mit Weisheit fügt sich eine in die andere ein. Könnten wir Menschen dies auch so halten – in gegenseitigem Respekt und gemeinsamer Anstrengung –, dann wäre uns vieles leichter, und unser Miteinander wäre gesegnet.
Liebe Gemeinde, ich gebe zu, dass ich selbst erst vor kurzem tiefer in die Welt der Bienen eingetaucht bin. Ich bin Herrn Scharlach sehr dankbar, dass er mir viele Artikel und Texte zum Thema Bienen zur Verfügung gestellt hat. Ein herzliches Vergelt’s Gott!
Ohne seine Hilfe wäre die heutige Ansprache in dieser Form nicht möglich gewesen. Denn die einzige Biene, die ich kannte, war eine Biene, die meine – und ich glaube, auch ihre – Kindheit geprägt hat und deren Tugenden der berühmte Karel Gott besungen hat, etwa so: „In einem unbekannten Land, vor gar nicht allzu langer Zeit …“ Und diese Biene, die ich meine, nennt sich Maja – kleine, freche, schlaue Biene Maja … nein, singen möchte ich heute nicht … 🙂
Lasst uns die Bienen, die Imker, die sich um sie kümmern, und alle, die die Schöpfung pflegen, ehren.
Bitten wir den Heiligen Ambrosius, dass er uns weiterhin begleite und über die Bienenvölker wache.
So mögen wir Gott danken für all das Gute, das er uns durch diese kleinen, demütigen Geschöpfe schenkt.
Mögen wir wie die Bienen immer wieder den Weg zu unserem wahren Zuhause, zum Frieden und zur Lebensfreude finden.
Amen.